„80 Jahre Flucht, Vertreibung und Neubeginn“
2024 ist für die Donauschwaben ein besonderes Jahr und deshalb veranstaltete die Heimatortsgemeinschaft Parabutsch am 13. Oktober in Bad Schönborn anlässlich „80 Jahre von Flucht und Vertreibung“ einen ganz besonderen Gedenktag. “Die dramatischen Ereignisse unserer Geschichte dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Auch die Einwohner von Parabutsch mussten über Nacht Hab und Gut verlassen. Deren Flucht führte tausende hoffnungsloser Menschen in ein ungewisse Zukunft. Menschen, die an Leib und Seele geschunden, ausgezehrt waren.“ Der Vorsitzende Heribert Rech erinnerte in seiner Begrüßung aber vor allem daran, mit welchem Mut die Heimatvertriebenen ihr Schicksal in die Hand genommen, sich trotz mancher Schwierigkeiten integriert, den Aufbau ihrer neuen Heimat mitgestaltet und sich visionär für ein vereintes Europa eingesetzt haben. Vor über 200 Teilnehmern spannte der Landtagsabgeordnete Raimund Haser, stv. Fraktionsvorsitzender (CDU) und stv. Präsident des BdV in einer beeindruckenden Rede dann auch den Bogen von den Menschen verschiedener Nationen, die wie die Donauschwaben über Jahrhunderte ein friedliches Leben inmitten verschiedener Ethnien und Kulturen führten, in denen entlang den Ufern der Donau einst 40 verschieden Sprachen gesprochen wurden, bis zu den heutigen Herausforderungen für Staat und Gesellschaft. Trotz dieser Verschiedenheit haben die Menschen in dem Vielvölkerstaat ihre überlieferten Sitten und Gebräuche gepflegt, ihren Glauben gelebt. „Es war ein Beispiel eines sehr frühen Europa!“ so Raimund Haser weiter unter dem Beifall der gebannt lauschenden Zuhörer aus Politik und Gesellschaft, unter Ihnen auch Jürgen Harich, Bundesvorsitzender der Donauschwaben und gleichzeitig Vorsitzender des Weltdachverbands, der in seinem Grußwort die Schilderungen seiner aus der Batschka stammenden Großeltern mit eigenen Eindrücken von seinen zahlreichen Begegnungen in den osteuropäischen Herkunftsländern verband. Sich erinnern ist keine leichte Übung, darin waren sich Heribert Rech, Raimund Haser und Jürgen Harich einig. Sie rührt an die Wunden in den Herzen derer, die Flucht und Vertreibung hautnah miterlebt haben. Sie rührt an die Wunden in den Herzen derer, die mit Gewalt ausgebürgert, enteignet, grausam verfolgt und interniert oder verschleppt wurden. Heribert Rech scheute sich nicht, diese Vorgänge als das zu benennen, das sie waren, nämlich „Verbrechen“! Verbrechen, durch nichts zu rechtfertigen, auch nicht durch den verbrecherischen Krieg, der von NAZI-Deutschland ausging. „Unrecht bleibt Unrecht, auch wenn ihm ein anderes Unrecht vorausging!“ zitierte Rech den früheren Bundespräsidenten Roman Herzog. Die Grüße aus dem Landtag von Baden-Württemberg überbrachte der Abgeordnete Uli Hockenberger, ehe dann der stellvertretende Bürgermeister von Bad Schönborn, Guido Woll, die gelungene Integration der Heimatvertriebenen, insbesondere in Langenbrücken sehr anschaulich beschrieb. Die junge Trachten-Tanzgruppe aus Reutlingen riss die sogar aus Kanada, München und Wendlingen angereisten Besucher mit schwungvollen Darbietungen förmlich von den Sitzen. Überraschungsgäste aus Wendlingen verzauberten mit ihrer traditionellen Egerländer Tracht, bevor sich der Vorsitzende bei einem jungen Bläser-Ensemble für die stilvolle musikalische Gestaltung der Feier, sowie bei den wie immer zahlreichen Helferinnen und Helfern bedankte. Begeistert zeigten sich die Gäste in der vollbesetzten Kraichgauhalle insbesondere auch von den über 250 historischen Fotoaufnahmen aus der alten Heimat, die unser Historiker Otto Meid auf einem Großbildschirm präsentierte, sowie von dem traumhaften Blumenschmuck mit dem Vorstandsmitglied Jürgen Purr die Kraichgauhalle herbstlich verzauberte.
Der überaus gelungene Gedenktag mit sichtlich berührten Besuchern wird allen Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben und uns weiteren Auftrieb für die Pflege unserer Erinnerungskultur geben.
Die HOG-Vorstandschaft